Das „Alte Pfarrhaus Eicha“ baut auf seinem Gelände ausschließlich samenfeste Sorten an und bietet auch an seinem Verkaufsstand zu 100% samenfeste Sorten an.
Doch was bedeutet dies eigentlich? Viele Kunden fragen nach wie vor, was genau „samenfest“ denn heißt und was der Unterschied den Sorten ist, die nicht als samenfest gelten.
Samenfeste Sorten sind nachbaufähig. Das bedeutet, dass aus deren Samen neue Pflanzen gezogen werden können und diese die gleichen Eigenschaften haben wie jene Pflanze aus der das Saatgut entnommen wurde.
Bei Hybridsaatgut – das ist quasi das Gegenteil von samenfestem Saatgut – verlieren sich die sortentypischen Eigenschaften häufig in der zweiten Generation, also im Folgejahr.
Hybridsaatgut muss somit jedes Jahr neu gekauft werden, wenn man die entsprechende Sorte erneut haben möchte.
Eine Vermehrung von Hybriden kann durchaus möglich sein, allerdings weiß man vorher nicht, wie sich die Sorte entwickeln wird. Hobbygärtner gehen kein großes Risiko ein wenn sie dies austesten. Für Erwerbsgärtner hingehen kann es problematisch werden, wenn sie plötzlich tausende Pflanzen anbauen, die nicht die gewünschten Eigenschaften haben oder zu geringe Erträge bringen oder die unter Umständen zu schwach sind um überhaupt erntereife Früchte zu entwickeln.
Hybridsaatgut erkennt man übrigens meist an der Abkürzung „F1“ auf der Saatguttüte. Jungpflanzen sowie Früchte hingegen haben keine Kennzeichnungspflicht.

Hybriden haben allerdings auch Vorteile. Die Pflanzen und Früchte entwickeln sich meist sehr schnell und homogen – also einheitlich.
Das erleichtert die Pflege der Pflanze und spart Zeit bei der Ernte, somit können meist auch Arbeitsstunden oder ganze Arbeitskräfte eingespart werden.
Hinzu kommt noch, dass die Früchte eine gute Transportfähigkeit besitzen und lange lagerfähig sind. Für die Industrie, die Supermärkte oder auch größere landwirtschaftliche Betriebe hat dies also enorme Vorteile.
Der Hobbygärtner hat wiederum der Vorteil, dass sich die Pflanzen meist schnell und zuverlässig entwicklen und oft auch hohe Erträge erwartet werden können.
Der Nachteil ist allerdings die Abhängigkeit, die entsteht, wenn Saatgut jedes Jahr neu nachgekauft werden muss. Ein weiterer Nachteil ist, dass von Kunden häufig die Beschwerde kommt, Hybridsorten würden keinen guten Eigengeschmack mehr haben, diese würden „flach“ oder wässrig schmecken. Nach unserer Erfahrung gibt es durchaus auch Hybriden, die schmecken, allerdings sind dies häufig teure Spezialsorten und der richtige Anbau spielt natürlich auch noch eine Rolle.
Tomatenpflanzen die mit Wasser vollgepumpt werden, bringen eben wässrige Tomaten hervor, dies kann auch bei samenfesten Sorten passieren. Der Geschmack ist also auch vom Wetter und der Anbaumethode abhängig.
Trotz der Vorteile, die bei Hybriden bestehen, setzen wir trotzdem rein auf samenfeste Sorten. Der Hauptgrund ist für uns die Unabhängigkeit, die entsteht, wenn das Saatgut reproduzierbar ist. Wir sind von keinem Konzern abhängig, der unsere Saat herstellt und von dem diese alljährlich gekauft werden muss.
Hinzu kommt die Vielfalt, die im Laufe der Jahrhunderte in den verschiedenen Anbauregionen entstanden ist und die generell sehr erhaltenswert ist.
Viele alte Nutzpflanzen sind bereits ausgestorben und unwiederbringlich verloren, andere wiederum stehen auf der „roten Liste“ und sind aktuell vom Aussterben bedroht.
Es gab Zeiten, da hatte jede Region, teilweise sogar jeder Ort, seine eigenen Sorten, die dort von Generation zu Generation weitervermehrt wurden. Heute sind diese zum großen Teil bereits verschwunden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sich samenfeste Sorten im Laufe der Jahre an den jeweiligen Standort anpassen lassen, indem man diese jedes Jahr nach ihren positiven Eigenschaften auswählt.
Das heißt, dass jene Pflanzen, die am Besten mit dem Standort zurecht kommen – etwa mit Trockenheit oder einem kargen Boden -für die Vermehrung ausgewählt werden.
Ebenso können Sorten so zum Beispiel an ein kühleres Klima angepasst werden, wenn sie ursprünglich aus einer wärmeren Region kommen. Es gibt Tomatensorten, die auf diese Weise inzwischen sogar in der rauen Nordseeregion angebaut werden können. Dieser Prozess dauert allerdings ein paar Jahre.
Unabhängig vom Standort lassen sich durch eigene Vermehrung die positiven Eigenschaften verstärken, etwa eine frühe Fruchtreife oder ein hoher Ernteertrag – wenn man entsprechende Pflanzen zur Vermehrung auswählt.
Wir können nur jeden ermuntern, mit der eigenen Saatgutvermehrung anzufangen und sich im Laufe der Jahre eine Sortensammlung anzulegen, aus der man alljährlich die gewünschten Sorten wählen kann. Für die komplizierteren Gemüsearten, etwa jene, die erst im zweiten Standjahr Saatgut produzieren oder auch jene, die vor Verkreuzung geschützt werden müssen, lohnt es sich, Fachliteratur zum Thema „Samenbau“ zu lesen.
Bei Tomaten – deren Vermehrung wir in einem vorherigen Artikel bereits beschrieben haben – ist die Vermehrung einfacher als man denkt. Tomaten sind hierfür also ein guter Einstieg und aufgrund der großen und bunten Sortenvielfalt noch dazu besonders spannend, wenn es darum geht, eine Sammlung von alten und seltenen Sorten jedes Jahr zu erweitern.